Vorbemerkung:
Das Wilsdruffer Objekt wurde geprägt durch die spezifische Nachkriegsentwicklung in Deutschland. Ein gespaltetes Land, das durch die Besatzungsmächte regiert wurde und in zunehmenden Maße in die Phase des globalen Kalten Krieges geriet. Die agierenden politischen Kräfte und die sich aus der Nachkriegszeit ergebenden wirtschaftlichen Verhältnisse in beiden deutschen Staaten prägten zwangsläufig auch die Entwicklung des Rundfunkwesens als Massenmedium und Propagandainstrument.
Entsprechend dem Charakter dieser Zeit wird auch das Projekt des MW-Großsenders Wilsdruff konzipiert und errichtet. Es ist dem damaligen Verständnis nach ein brisantes Schutzobjekt, das als solches einen autarken Betrieb für einen bestimmten Zeitraum gewährleisten muss. Als ein solches wurde auch die bauliche Struktur mit ihren Anlagen und der Technik ausgelegt. Nach außen hin wurde der Schutzgrad des Objektes durch den doppelten Sicherungszaun mit den drei Wachtürmen dem Betrachter deutlich. Den Objektschutz stellte das Personal der Volkspolizei von Freital sicher.
Im Gegensatz zu der martialischen Außenansicht eines streng bewachten Militärobjektes steht die Innenansicht. Die Besonderheit, dass ein Funkamt (Verwaltung) mit einem Sender (technische Sendeanlagen) gemeinsam konzipiert worden war, ergibt sich aus heutiger Sicht ein besonderer und eigener Charakter eines Ensembles von Architektur, Landschaftsgestaltung und sendetechnischen Anlagen. Die Einordnung der Bedeutsamkeit und Qualität des Objektes wird vor allem dadurch unterstrichen, dass der Chefarchitekt Kurt Novotny war. Er war zur damaligen Zeit der Mann, der für alle Prestigeobjekte (Fernmeldeämter und Fernsehtürme …) verantwortlich zeichnete. Das Resultat seines Wirkens war ein Vorzeige-und Repräsentationsobjekt, das von der Außengestaltung der Gebäude bis zur Innenausstattung nach Jahren noch den Eindruck vermittelte, dass man hier aus dem Vollen geschöpft hatte. Noch bei der Übergabe des Objektes nach der „Wende“ an die Deutsche Telekom boten die Innenansichten dem Betrachter eine wohl abgestimmte Atmosphäre der 50er Jahre. Mit Recht und aus gutem Grunde wurde das Objekt als einmaliges Ensemble unter Denkmalschutz gestellt.
Inwieweit die Kommune mit diesem historischen Schmuckstück von überregionaler Bedeutung umging, ihrer Verantwortung gerecht wurde und welche Resultate die Privatisierung des Objektes brachte, ist gegenwärtig bereits zu erkennen, wird aber in absehbarer Zeit noch deutlicher werden.