Vorbemerkung:
Zweifellos ist der MW-Sendemast durch seine Größe und Gestalt auf dem Höhenzug zwischen Wilsdruff und Birkenhain zum Erkennungsmerkmal des Wilsdruffer MW-Senders geworden. Durch seine weitreichende Sichtbarkeit gilt er überregional als Landmarke. Zusätzliche Beachtung brachte ihn sein Standort unmittelbar an der Autobahn A4. Seit Jahr und Tag fuhren täglich tausende Fahrzeuge an ihm vorbei, um nach Dresden oder aus Dresden in westlicher Richtung zu gelangen. Im Volksmund erhielt er alsbald die Bezeichnung als Wilsdruffer Bleistift. Kühne Denker bezeichneten ihn sogar symbolisch als Einlass-Schranke nach Dresden. Über die Jahre hinweg entwickelte sich eine ganz spezielle Beziehung der Einwohner der umliegenden Ortschaften zu ihrem „Bleistift“. Der Sendemast als technische Anlage wurde zu „unserm Funkturm“. Er wurde zu einem markanten Bestandteil des Heimatgefühls im Wilsdruffer Land.
Mit Bekanntwerden des Gerichtsbeschlusses zum Abriss im Jahre 2019 entwickelten sich bedeutende Aktivitäten und Proteste in Vereinen und der Bevölkerung zum Erhalt des unter Denkmalschutz stehenden Sendemastes. In dieser Protestentwicklung kam es zur Bildung eines Fördervereins, der nichts unversucht ließ selbst in Ministerien und beim Ministerpräsidenten vorzusprechen, um für perspektivische Projekte der Denkmalrettung Hilfe und Unterstützung zu erhalten. Letztendlich musste erkannt werden, dass in einer Gesellschaft, die zunehmend durch einen neoliberalen Charakter geprägt wird, nicht nur kein Geld da ist, weil es sich nicht rechnet, sondern auch der Wille bei den verantwortlichen Ämtern und Institutionen zum Erhalt einer „ungeliebten politischen Altlast“ fehlt. Damit ist abschließend nach über 65 Jahren das Schicksal einer Landmarke besiegelt.